Kunstmarkt Update Vol. 5: Frieze London & Paris+ par Art Basel
Light and Space I Weibliche Kunst und ihre Sammlerinnen I Das Großformat
Mit Blick auf die Frieze London und Paris+ par Art Basel, die kurz hintereinander in den letzten zwei Wochen stattfanden, lassen sich drei aktuelle Trends und Wiederentdeckungen des Kunstmarktes deutlich erkennen.
I. Light and Space
Die "Light & Space"- Bewegung ist eine avantgardistische Kunstbewegung, die in den 1960er Jahren in Südkalifornien, insbesondere in Los Angeles, entstand.
Die Künstler*innen der "Light and Space"- Bewegung experimentierten intensiv mit Lichtquellen, transluzenten Materialien und minimalistischen Formen. Durch die gezielte Verwendung von Licht und Raum schufen sie immersive Kunstwerke, die die Sinne der Betrachter*in herausforderten und die Wahrnehmung von Raum, Zeit und Materie neu definierten.
Ein charakteristisches Merkmal der "Light and Space"- Kunstwerke ist ihre Fähigkeit, die physische Erfahrung des Betrachters/der Betrachterin zu verändern. Installative Kunstwerke, die oft ganze Räume einnehmen, verwenden Licht als Medium, um eine transformative Umgebung zu schaffen. Das Publikum wird eingeladen, in diese Räume einzutreten und die subtilen Veränderungen in der Lichtintensität und -farbe wahrzunehmen, was zu einer unmittelbaren und sinnlichen Erfahrung führt.
Die "Light and Space"- Bewegung hat nicht nur die Grenzen zwischen Kunst und Betrachter verschwimmen lassen, sondern auch eine Reflexion über die Wahrnehmung selbst angeregt. Sowohl auf der Frieze als auch auf der Paris+ fanden sich eine Vielzahl an Kunstwerken aus dieser Bewegung - u.a. von Berta Fischer und Ann Veronica Janssens, die gleich bei mehreren Galerien zu finden waren. Beide Künstlerinnen hatten in den vergangenen Jahren große Museumsausstellungen und ebneten nicht zuletzt den Weg für junge Künstler*innen wie bspw. Sali Muller oder Johannes Holt Iversen.
II. Die Anerkennung weiblicher Kunst und ihre Sammlerinnen
Es ist kein Geheimnis, dass weibliche Kunst in der Kunstgeschichte eine untergeordnete Rolle spielte - zumindest, wenn man sich auf die herkömmliche Fachliteratur beruft, die an jeder Universität zu finden ist. Doch schaut man sich die aktuelle Forschung und den Diskurs an, wird deutlich, dass es nicht gar zu wenig herausragenden Künstlerinnen gab; vielmehr ist diese einseitige Darstellung der Geschichte dem - fast ausschließlich - männlichen Blick geschuldet.
Natürlich gab es immer Künstlerinnen, die ihren männlichen Kollegen gegenüber ebenbürtig und/oder innovativer, vielseitiger oder gar besser waren. Es fehlte nur sehr häufig an Vermittlungs- und Kommunikationsarbeit, die heute umso stärker in den Vordergrund rückt. Weibliche Kunst findet immer mehr den Weg in die großen, bedeutenden Galerien und Museen. Zwar dominieren auf den Messen immer noch ihre männlichen Kollegen - wie hier der nicht zu übsehende Auftritt von Damien Hirst bei Gagosian auf der Frieze (s.o. Foto) - es wird jedoch deutlich, dass Künstlerinnen immer mehr Bedeutung und Nachfrage auf dem internationalen Kunstmarkt finden, was nicht zuletzt der steigenden Zahl an weiblichen Sammlerinnen zu verdanken ist.
Frauen finden vermehrt den Zugang zum/in den Kunstmarkt - sowohl im Hinter- als auch Vordergrund.
III. Das Großformat
Historisch betrachtet war die Verwendung von monumentalen Dimensionen in Gemälden oft eng mit religiösen, politischen oder sozialen Erzählungen verbunden. Beispielsweise dienten Fresken während der Renaissance nicht nur als ästhetische Meisterwerke, sondern auch als Mittel zur Veranschaulichung von theologischen Konzepten in monumentalem Stil.
Ebenfalls lässt sich die Präferenz für das Großformat in der Kunstgeschichte auf die visuelle Dominanz und die Möglichkeit, eine erweiterte narrativen Komplexität zu vermitteln, zurückführen. Großformatige Werke ermöglichten es Künstler*innen, epische Erzählungen darzustellen und Details in einer Weise zu betonen, die auf kleineren Formaten nicht möglich wären.
In der Zeitgenössischen Kunst setzen Künstler*innen verstärkt auf überdimensionale Formate, sei es in Gemälden, Skulpturen oder Installationen, um eine unmittelbare und kraftvolle Wirkung auf das Publikum auszuüben. Großflächige Werke schaffen eine physische Präsenz im Raum, die uns dazu einlädt, sich in den Raum einzubeziehen und eine direkte Beziehung zur Kunst aufzubauen. Dieser Ansatz spiegelt eine Verschiebung von rein visueller zu multisensorischer Kunstpraxis wider.
Darüber hinaus ermöglicht das Großformat den Künstler*innen, neue Materialien und Techniken in großem Maßstab zu erforschen. Dies schafft Raum für Experimente mit Texturen, Lichteffekten und räumlichen Beziehungen, die auf kleineren Formaten möglicherweise nicht so wirkungsvoll wären. Der aktuelle Trend zum Großformat lässt sich auch auf den pulsierenden Markt zurückführen - nie gab es so viele Sammler*innen, die ihre Sammelleidenschaft auch nach Außen tragen und gezielt nach Werken Ausschau halten, die nicht zuletzt durch ihre Größe eine immense Kraft inne tragen.